Zahnpflege bei Kaninchen & Meerschweinchen – Warum Heu für gesunde Zähne so wichtig ist
- Sarah vom Samerberger Heustadl

- 18. Okt.
- 4 Min. Lesezeit
Kaninchen und Meerschweinchen haben etwas gemeinsam, das sie von vielen anderen Haustieren unterscheidet: Ihre Zähne wachsen ein Leben lang – im Schnitt 2–3 mm pro Woche. Damit sie sich nicht zu lang oder schief abnutzen, brauchen die Tiere faserreiche, strukturierte Nahrung, die sie lange und gründlich kauen müssen.
Die wichtigste Grundlage dafür ist frisches, artenreiches Wiesenfutter – also Gräser, Kräuter und Blätter, wie sie in der Natur vorkommen. Es fördert den natürlichen Zahnabrieb, unterstützt die Verdauung und liefert wertvolle Vitamine, Mineralstoffe und Feuchtigkeit.
Heu ergänzt diese Ernährung perfekt: Es sorgt für kontinuierliches Kauen, fördert den mechanischen Zahnabrieb und ist vor allem dann unverzichtbar, wenn keine frische Wiese verfügbar ist – etwa im Winter.
Was du in diesem Blogbeitrag erfährst
Warum Heu ein unverzichtbarer Bestandteil in der Fütterung ist
Auch wenn frisches Grün die Basis bildet, bleibt Heu ein zentrales Element in der täglichen Fütterung – und das aus gutem Grund:
Im Winter, wenn frische Wiese fehlt
Zur Beschäftigung und Zahnpflege
Als Rohfaserlieferant, um die Darmtätigkeit konstant zu halten
Die mechanische Struktur von Heu sorgt für intensives Kauen – entscheidend für den gleichmäßigen Zahnabrieb aller Zahnflächen.
Damit Heu diesen Zweck erfüllt, sollte es hochwertig, frisch und strukturreich sein:
Kriterium | Empfehlung | Wirkung |
Struktur | Langfaseriges Wiesen- oder Bergwiesenheu | Längere Kauzeit, stärkerer Abrieb |
Zusammensetzung | Artenreich, hauptsächlich verschiedene Gräser, ergänzt durch wertvolle Kräuter | Abwechslungsreiche Pflanzenfasern fördern die Zahngesundheit und das Allgemeinbefinden |
Frische & Geruch | Grünlich, duftend, nicht muffig | Fördert Fresslust und ausreichende Aufnahme |
Staubarmut | Möglichst Staubfrei und locker | Schont Atemwege |
Verfügbarkeit | Immer zugänglich | Tiere fressen bedarfsorientiert |
Wie Heu den natürlichen Zahnabrieb unterstützt
Heu ist im Grunde die getrocknete Form der Wiese – und damit das ideale Ergänzungsfutter, um die natürlichen Fressgewohnheiten nachzuahmen.
Die strukturreiche Faser des Heus regt eine aktive Kaubewegung an und sorgt dafür, dass sich die Zähne gleichmäßig abreiben – insbesondere die Backenzähne, die für den größten Teil der Mahlbewegung verantwortlich sind.
Welche Kaubewegung ist entscheidend – und wie Heu & Wiese sie fördern
Beim Fressen führen Kaninchen und Meerschweinchen seitlich-rotierende, kreisförmige Mahlbewegungen mit dem Unterkiefer aus. Diese Bewegung sorgt dafür, dass die Zahnflächen gleichmäßig aneinander reiben – ähnlich wie eine Feile.
Nur durch diese natürliche Kaumechanik kann der Abrieb an allen Zahnflächen stattfinden.
Frische Wiesenpflanzen mit elastischen Fasern regen die Kaubewegung besonders an.
Silikatreiche Pflanzenarten (z. B. Gräser, Wegerichgewächse, Ackerschachtelhalm) enthalten Kieselsäurekristalle, die wie feine Schleifpartikel wirken und den Zahnabrieb sanft unterstützen können.
Heu bietet durch seine trockene, festere Struktur zusätzlichen Widerstand – verlängert die Kaudauer und fördert den mechanischen Abrieb, vor allem an den Backenzähnen.
Fehlt diese Kaumechanik – etwa durch zu weiches oder pelletiertes Futter – nutzen sich die Zähne ungleichmäßig ab.
Die Folge: scharfe Zahnspitzen, Fehlstellungen oder schmerzhafte Verletzungen im Maul.
Kurz gesagt: Nur durch das Kauen von faserreicher Nahrung wie Heu und Wiesenpflanzen bleiben die Zähne gesund.
Tiermedizinische Einschätzung
Tierärztin Anja Ewringmann beschreibt in ihrem Fachbuch Leitsymptome beim Kaninchen (Schlütersche Verlag, 3. Auflage, 2022) den Zusammenhang zwischen Faserstruktur und Zahnabrieb wie folgt:
„Mangel an strukturierter Rohfaser in der Futterration hat zur Folge, dass die Kauaktivität nicht ausreicht, um einen ausreichenden Zahnabrieb zu gewährleisten. Dies ist besonders bei Tieren der Fall, die kein oder kaum Heu erhalten bzw. sich weigern, es zu fressen. Es kommt zur Verlängerung der klinischen Kronen und dadurch zu erhöhtem okklusalem Druck. Folgen sind retrogrades Zahnwachstum sowie ein Abkippen bzw. Verbiegen der Zahnkörper.“— Ewringmann, A. (2022): Leitsymptome beim Kaninchen, 3. Auflage, Schlütersche Verlag Hannover
Diese Aussage verdeutlicht: Strukturreiche Nahrung – insbesondere Heu – ist essenziell für gesunde Zähne und eine stabile Kauphysiologie.
So kombinierst du Frischfutter und Heu optimal
Tägliche Frischfutterration:
Große Mengen Gräser, Kräuter, Löwenzahn, Wegerich, Klee, Blätter, Sträucher und Zweige (z. B. Haselnuss, Himbeere, Obstbaum…).
Heu als Ergänzung:
Rund um die Uhr zur freien Verfügung – am besten in einer lockeren Raufe oder einem Netz, damit es sauber und trocken bleibt.
Abwechslung schaffen:
Je nach Jahreszeit verschiedene Pflanzen, Kräuter, Bittersalate, Kohl oder Zweige anbieten.
Pellets und Körnerfutter nur in Maßen:
Sie verkürzen die Kaudauer und fördern Zahnfehlstellungen.
Regelmäßige Zahnkontrollen:
Auch bei optimaler Ernährung können genetische oder verletzungsbedingte Probleme auftreten – früh erkannt sind sie gut behandelbar.
Tierärztlich bestätigt
Tierärzt:innen und Tierkliniken wie das Tierspital Zürich oder AniCura bestätigen:Eine faserreiche Frischfutterernährung mit Heu als Ergänzung ist die beste Vorsorge gegen Zahnfehlstellungen, Abszesse und Kaustörungen.
Der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) berichtet, dass Zahnerkrankungen zu den häufigsten Problemen bei Kaninchen und Meerschweinchen zählen – sie lassen sich jedoch durch die richtige Fütterung weitgehend vermeiden.
Grenzen und Ergänzungen – Was Heu nicht ersetzt
So wichtig Heu auch ist, es kann nicht alles leisten. Hier einige Punkte, bei denen zusätzlich fachkundige tierärztliche Betreuung nötig ist:
Genetische Fehlstellungen: Manche Tiere haben Zahnprobleme trotz richtiger Fütterung.
Fortgeschrittene Zahnerkrankungen: Abszesse oder Wurzelentzündungen erfordern professionelle Behandlung.
Mangel an Frischfutter: Heu allein deckt den Bedarf an Feuchtigkeit und Vitaminen nicht.
Zu viele Pellets oder Leckerlis: Sie mindern die Kaubelastung und erhöhen das Risiko für Zahnprobleme.

Fazit
Frisches Grünfutter bietet natürliche Abwechslung, Feuchtigkeit und Vitalstoffe, während Heu den kontinuierlichen Zahnabrieb sicherstellt und den Verdauungstrakt stabilisiert.
Wiese ist Pflicht – Heu ist die tägliche Absicherung. Gemeinsam sorgen sie für gesunde Zähne, stabile Verdauung und zufriedene Tiere.
💚 Tipp: Unser Samerberger Wiesenheu ist besonders strukturreich, duftend und staubarm – perfekt für eine gesunde Kaubewegung und natürlichen Zahnabrieb. Es stammt aus regenerativ bewirtschafteten Bergwiesen und sorgt Tag für Tag für gesunde Zähne und zufriedene Tiere.
FAQ – Häufige Fragen zur Zahnpflege bei Kaninchen & Meerschweinchen
Wie erkenne ich Zahnprobleme bei meinem Kaninchen oder Meerschweinchen?Typische Anzeichen sind vermindertes Fressverhalten, vermehrter Speichelfluss, Gewichtsverlust oder ein feuchtes Kinn. In solchen Fällen sollte ein fachkundiger Tierarzt die Zähne und den Kiefer kontrollieren.
Wie oft sollten die Zähne kontrolliert werden? Mindestens zweimal jährlich – bei Tieren mit bekannter Zahnfehlstellung häufiger.
Kann man Zahnprobleme nur mit Futter verhindern? Fütterung ist der wichtigste Faktor, ersetzt aber keine regelmäßige Kontrolle. Auch genetische Faktoren und Verletzungen spielen eine Rolle.
Welches Heu ist am besten für den Zahnabrieb? Langfaseriges, artenreiches Wiesenheu ist optimal. Es regt zum ausdauernden Kauen an und unterstützt den gleichmäßigen Zahnabrieb.



























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